Videobeispiele:

 

Klangwand Tokio

 

 

 

Musikalisch-kybernetisches Environment

 


 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

bildKlangwände

Klanginstallationen - rein elektronisch

 

Klangbeispiele:

musikalisch-kybernetisches Environment

 

erste Klangwand

 

minimal-music Klangwand

 

Basler Klangwand

 

Nagoya Klangwand

 

Nagoya Klangwand2

 

Rhytmic-Sounds (Techno) Klangwand

 

 

Klangwände

PV
Publikum tanzt vor der Klangwand

Der Vorläufer der Klangwände war das "Musikalisch-kybernetische Environment"; ein Auftragswerk für die Donaueschinger Musiktage 1975, drei Plexiglassäulen, die einen Synthesizer ansteuerten.

Der Formaufbau aller folgenden größeren Installationen (Klangwände) war gradlinig und horizontal und direkt an der Wand angebracht. Für die Klangerzeugung wurden Schaltungen entwickelt, die den Synthesizer ersetzten. Für die Wiedergabe der darin erzeugten Klänge werden externe Verstärker und Lautsprecher eingesetzt, die links und rechts der Klangwand aufgestellt werden. Die Sensoren (12 bis 15 Fotozellen) sind über die ganze Länge der Klangwand verteilt, deren Breite ca 4 bis 6 m beträgt.


Ab 1976 entstanden mehrere kleinere Klangwände: Das "Stampa-Environment" (350 cm breit mit sieben Fotozellen, im Besitz des Hotels Teufelhof in Basel) wurde erstmals 1976 bei Stampa in Basel ausgestellt. Das "Milchstraßen-Environment" wurde konzipiert für eine Ausstellung 1977 in der Galerie Atelier Milchstraße bei Darko Kalic (ca. vier Meter breit, fünf Fotozellen, im Besitz des Lenbachhauses München). Das "Linzer Environment" enstand 1979 für die Ars Electronica in Linz (vier Meter breit, sechs Fotozellen, im Besitz der Stadt Essen im Rathaus-Foyer). Sie alle hatten externe Lautsprecher mit Verstärker und waren atonal (d.h. die Tonhöhen lagen nicht in unserem 12-Ton-System. sondern hatten beliebige Intervalle).

PV

Die erste große Klangwand wurde 1979 im Hinblick auf Tanzperformances konstruiert (s.o.) und hat 13 Fotozellen. Die Klänge sind atonal, es gibt variable Tonfolgen und hohe und tiefe Einzeltöne, wovon einige bei Stimulation sofort erklingen und andere erst bei länger andauerndem Schatten. Die Klangwand besteht aus fünf zusammensetzbaren Einzelteilen, die insgesamt sechs Meter breit sind. Die erste Tanzperformance mit dieser Klangwand fand mit der Tänzerin Christine Brodbeck 1980 im Rahmen eines Konzertes des Art Ensembles in Basel statt, es folgten weitere (u.a. auf der ART Basel 1980 bei der Galerie Beyeier). Diese Klangwand wurde in Berlin (mit Tanzperfomance in der Tanzfabrik Kreuzberg), Bolzano, Kassel (Multimediakunst, Stuttgart Filderstraße), Hasselt (Museum Provinciaal Begijnhof, Belgien), Florenz (Guardare la musica) und auf der Ars Electronica ausgestellt, bis sie das Skulpturenmuseum Mari 1986 erwarb.

Das "Warren·Street-Environment" entstand 1980 für meine zweite Ausstellung in der Arras Gallery in New York, nachdem sich schon im Jahr vorher das Improvisational Dance Ensemble (Richard Bull mit zwei Tänzerinnen) an einer Tanzimprovisation interessiert gezeigt hatte. In deren Performance-Loft in der Warren Street und anschließend in der Galerie fanden dann mehrere Tanzaufführungen mit der Klangwand statt. Diese Klangwand war fünf Meter breit und hatte 12 Fotozellen, 1985 baute ich in New York daraus eine 150 cm hohe Skulptur.

Die Beschäftigung mit minimal music und meine Live-Konzerte Anfang der 80er Jahre hatten wesentlichen Einfluss auf meine Arbeit, so entstanden in dieser Zeit erstmals Objekte mit repetitiven Klangsequenzen, die aufeinander tonal abgestimmt waren. Ich hatte lange gezögert, da die Anforderungen an die Tonkonstanz solcher Objekte größer sein musste als bei allen vorausgegangenen atonalen, die man ja nicht zu stimmen brauchte. Die "Kleine Minimal Music Klangwand" von 1986 war nur zwei Meter breit, hatte aber acht Fotozellen, die aus dem Objekt 20-30 cm weit herausragten (ursprünglich hatte ich die Vorstellung, die Sensoren an langen Kabeln verstreut im Raum zu verteilen, nahm aus praktischen Gründen davon Abstand und beliess es bei kurzen Stummeln. Sie befindet sich heute im Besitz der Pfalzgalerie Kaiserslautern.

Die Erfahrungen mit der ersten minimal music Klangwand (die Tongeneratoren blieben einigermaßen konstant) ermutigten mich 1987 zum Bau einer komplizierteren Version: Die "Große Minimal Music Klangwand" ist sechs Meter breit, hat 15 Fotozellen, die 15 verschiedene repetitive Klangfiguren zum Klingen bringen. Durch wiederholtes Abschatten können an manchen Sensoren die Tonfolgen variiert werden. Die unterschiedlichen Rhythmen der Sequenzen unterscheiden sich zum Teil in ihrem Tempo (sind metrisch verschieden), wodurch bei Überlagerungen Phasenverschiebungen entstehen (wie bei Steve Reichs "Phasings").
An vielen Orten wurde diese Klangwand gezeigt. meist führte ich sie selbst vor in Form einer kurzen Performance. Mit Christine Brodbeck entwickelte ich eine ganz neue Form von Aufführung: Ich löste mit meinen Bewegungen die Klänge aus, und sie tanzte im Vordergrund, ohne auf die Fotozellen Schatten zu werfen. Damit machten wir 1988 eine Tournee durch mehrere Kunstmuseen in der Schweiz. Seit 1994 befindet sich diese Klangwand in der Galerie Tom in Tokyo, und zur Eröffnung der ersten Ausstellung fand eine Performance mit der Butoh-Tänzerin Mitsuyo Uesugi statt. Seitdem wird die Klangwand immer wieder in anderen Institutionen in Japan gezeigt (Xebec Hall Kobe 1994, in Museen in Nagoya 1995, Fukuoka 1996, Ashikaga 1999, Akita 2000, Fukui 2000 und Sendai 2004).

Nach 1987 folgten noch weitere Klangwände mit repetitiven Strukturen: die "Minimal Music Klangwand 1988" (13 Klangfiguren, 3,5 m breit), die "Basler Klangwand", 1989 (15 Klangfiguren, vier Meter breit), die sich beide in Privatbesitz befinden. Eine große Klangwand fertigte ich 1991 anläßlich der ARTEC Biennale in Nagoya: "Sounds of Shadow" oder "Nagoya Klangwand" (14 Klangfiguren, sechs Meter breit). Auch hier ragen die Fotozellen 15-20 cm nach vorne wie Fühler in den Raum - als ob sie nach Interaktion verlangten. Obwohl alle Klangfiguren repetitiven Charakter haben, gibt es drei Fotozellen, die direkt mit einem Einzelton auf Bewegungen reagieren; damit kann der Spieler rhythmische Akzente der minimal-Struktur entgegensetzen und sie damit zeitweise zerstören. Auch diese Klangwand ist viel gereist: Sie war in Taiwan 1992, in Deutschland 1993- 2000, Österreich 1994, Frankreich 1996 und in Holland 2000. Tanzperformances fanden statt u.a. in der Städtischen Galerie Lüdenscheid und auf dem Bremer Tanzherbst 1996.

PV Nagoya Klangwand

Eine andere Form von minimal music ist die Technomusik. Auch sie basiert auf der Überlagerung von repetitiven Strukturen, nur das Klangmaterial - die Sounds - ist anders und eine durchgehende Basslinie mit 120 beats pro Minute (oder mehr) ist dominant: In einer Berliner Discothek hörte ich 1996 Technomusik, die mich stark an minimal music erinnerte, und ich fasste den Entschluss, eine Klangwand zu bauen, die Techno-Sounds hervorbringt. Außerdem war ich neugierig, ob Tänzer - entgegen der Gewohnheit, der vom DJ vorgegebenen Klang-Dramaturgie zu folgen - in der Lage wären, die Musik durch ihre eigenen Tanz-Bewegungen zu erzeugen.
Diese Techno-Klangwand mit dem Titel "Rythmic Sounds" (1996, 18 Klangfiguren, z.T. variabel, 590 cm breit) wurde erstmals auf der Berliner Klangausstellung "sonambiente" 1996 mit einer Performance von Bridge Markland gezeigt.

 

Im Sommer 1996 im E-Werk Freiburg startete das Crossover-Experiment, bei dem das Publikum die Möglichkeit hatte, vor dieser Klangwand zu tanzen. Nach einer konzertanten Vortührung durch mich tanzten Bridge Markland, danach die Besucher, jung und alt zusammen. An diesem Abend vermischten sich Kunst- und Discoszene, und ich war überrascht, wie begeistert auch konservative Leute sich vor dem "Disco-Instrument" bewegten. Noch zwei mal wurde die Klangwand in der Disco-Szene eingesetzt: in der Kaserne Basel und in der Münchner Disco" Ultraschall" 1998, dann nur noch im Rahmen von Klangkunst- Ausstellungen und Museen (u.a. auch in Toronto und Houston, Texas). Tanzperformances: Die Performances werden meist mit den Tänzerinnen und Tänzern und mir gemeinsam erarbeitet. Zunächst werden die verschiedenen Klangmöglichkeiten durchgespielt, und die Improvisation bezieht sich zunächst nur auf musikalische Strukturen. Dabei entwickeln sich langsam Vorlieben für bestimmte Klänge, und erst dann entsteht daraus das Bewegungskonzept. Aus einem bestimmten Vorrat von Bewegungs-Klang-Sequenzen wird dann, im Hinblick auf eine gewünschte Dramaturgie, eine Gesamtkonzeption erstellt, deren einzelne Elemente aber improvisiert werden. Festgelegte Choreographien sind nicht sinnvoll, da nur die flexible Interaktion die wesentliche ästhetische Erfahrung ermöglicht. Da ein und dieselbe Aktion eines Betrachters/Akteurs nicht immer zur selben Antwort des Klangobjekts führt, kann auch die Betrachter-Reaktion anders austallen. Dies ist auch der wesentliche Unterschied zwischen der Klangwand und einem Musikinstrument; bei einem Instrument führt eine bestimmte Aktion des Spielers reproduzierbar zum gewünschten Klang.